Unternehmer braucht das Land

Menschen, die für ihren Unterhalt und mehr wirtschaften, sind Unternehmer. So ist im Grunde genommen jeder arbeitsfähige und arbeitende Mensch zunächst Unternehmer. Arbeiten mehrere gemeinsam, sind sie auch gemeinsam Unternehmer. Diese grundlegende Sicht menschlichen Wirtschaftens wurde den Menschen allerdings über Jahrtausende von herrschsüchtigen Individuen ausgetrieben. Sie haben versucht und versuchen immer noch, den Begriff unternehmerischer Freiheit auf eine kleine Minderheit einzugrenzen. Darin unterscheidet sich weder die altgriechische Demokratie noch das römische Imperium, die Feudalgesellschaft des Mittelalters noch die heutige Feudalherrschaft des Kapitals.

Diese Einschränkung unternehmerischer Freiheit verleiht wenigen Macht über andere und ist einer der Gründe, warum Karl Marx und seine Zeitgenossen diesen unsäglichen Gegensatz aus Arbeiterklasse und Bourgeoisie formen konnten, der nicht zur Befreiung der Menschen, sondern massiv zu ihrer weiteren Unterdrückung in fast allen säkularen Staaten geführt hat -egal, ob kommunistisch, sozialistisch oder kapitalistisch (besser neofeudal) ausgerichtet.

Der Solidarismus dagegen will das Unternehmertum fördern, indem er Menschen, die gemeinsam arbeiten, als Unternehmer fördert und ihnen von vornherein ihren fairen Anteil am gemeinsamen Erfolg zusichert. Das kann und darf nicht heissen, dass alle den gleichen Anteil bekommen. Sondern es geht darum, dass jeder den seinen Kräften und seinem Beitrag entsprechenden Anteil erhalten soll. Gerechtigkeit ist hier keine Frage externer Regeln, wie sie Sozialisten gern fordern, sondern immanent in den Strukturen der gemeinsamen Unternehmung. Damit ist auch nicht jeder sofort der Chef, denn auch eine gemeinsame Unternehmung bedarf der Struktur in Führung, Kontrolle und Steuerung. Das besondere daran ist aber die Kontrolle durch alle Mitunternehmer. Kontrolle heiss in diesem Fall, dass nicht nur im Nachgang die Bücher und Entscheidungen beleuchtet werden, sondern dass die Mitarbeiter gemeinschaftlich über die grundsätzlichen Unternehmensziele entscheiden und so den Rahmen für Führung und Steuerung vorgeben.

Alle Unternehmensformen mit Ausnahme der Genossenschaften sind heute an der unternehmerischen Vorgabe des Mehrheitskapitals ausgerichtet und internationale bzw mit internationalen Unternehmen verflochtene deutsche Unternehmen unterliegen dem absoluten Renditezwang, dem sog. Shareholder Value. Das oberste Gericht im US-Bundesstaat Delaware hat diese Ausrichtung auf ein einziges Ziel mit einigen US-weit gültigen Entscheidungen für alle in Amerika börsennotierten Unternehmen und ihre verflochtenen Unternehmen (z.B. auch über Beteiligungen von Investmentfirmen) durchgesetzt.

Dies Ausrichtung auf nur ein Ziel ist das Credo der sog. neoliberalen Lehre der BWL/VWL (u.a. der Chikagoer Schule) und schränkt die unternehmerische Freiheit, andere Ziele zu setzen und zu priorisieren, völlig unsinnig ein. Zu diesen anderen Zielen gehören z.B. der langfristige Erhalt des Unternehmens, der Erhalt von Arbeitsplätzen, die Förderung sozialer Zwecke oder ein qualitativ konstantes Produktangebot, um nur die bekanntesten zu nennen. Übergeordnete Ziele der menschlichen Gemeinschaft fehlen darin völlig, wie die Ausrichtung am Gemeinwohl, der Schutz unserer Lebensgrundlagen oder die Bereitstellung flächendeckender Infrastruktur.

Jeder Unternehmer muss aber die Freiheit haben, andere Ziele als die Renditemaximierung für sein Wirtschaften zu setzen. Und die Gemeinschaft der Menschen hat das Recht, die unternehmerische Entscheidungsfreiheit dort einzuschränken, wo sie der Gemeinschaft und unseren Lebensgrundlagen schadet. Beiden Grundlagen der Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Solidarität trägt das Konzept des Solidarismus mit dem Gemeinschaftsunternehmen Rechnung.