Trockene Steueroasen
Kann man den Steuersumpf austrocknen?
06.11.2017 - Vorab ist zu den PanamaPapers eines festzuhalten: mit dem aktuellen Steuersystem kann der Steuersumpf mit all den Oasen nie ausgetrocknet werden. Dazu ist das Steuersystem zu kompliziert, zu diversifiziert und vor allem zu stark auf Individuen ausgerichtet. Das bietet "Gesaltungsspielräume" die von den berüchtigten Cum-Cum über Cum-Ex bis zu den Panama- und Paradise-Papers mit den Offshore-Firmen und Lizenzverschiebungen reichen. Aber woran liegt das denn? Unternehmen werden heute in Deutschland mit der Köperschaftssteuer (13,5%) und den örtlichen Gewerbesteuern belastet. Dazu kommt die Umsatzsteuer, die als durchlaufender Posten letztlich vom Endverbraucher bezahlt wird, aber durch die Unternehmen für den Fiskus erhoben wird.
Dagegen steht eine Vielzahl von Steuern, die nur zu einem geringen Teil von den Unternehmen, aber überwiegend von den Menschen bezahlt werden müssen. Allen voran die ungeliebte Lohn- und Einkommenssteuer, die Umsatzsteuer, andere Verbrauchssteuern, die Erbschaftssteuer (mit großen Freibeträgen), die Kapitalerstragssteuer und noch einige wenig relevante Steuerarten. Die Menschen haben zur Recht den Eindruck, dass Arbeit bestraft wird. Dabei ist Arbeit die einzige Quelle jeden Wohlstands, denn weder Geld noch Maschinen können arbeiten oder gar gestalten. Das kann nur der Mensch, alles andere sind Hilfsmittel.
Was bei dieser Betrachtung aber besonders ins Auge fällt ist die ausgesprochen geringe Besteuerung der Einkommen, die als Dividende (Zins, Rendite etc.) nicht aus eigener Arbeit, sondern der Arbeit Dritter gezogen werden. Dies verhindert ganz massiv eine ausreichende und angemessene Finanzierung von Gemeinschaftsaufgaben. Diese Lücke ist auch der Grund, warum Steueroasen mit dieser Logik nie austrocknen werden, weil es höchst lukrativ und vor allem einfach ist, dieses nicht selbst erarbeitete Geld der Gemeinschaft vorzuenthalten. Der beste Weg dazu ist, es nicht direkt auszuschütten, sondern im Unternehmen zu belassen und über "Steuergestaltung", also die Transformation von Gewinnen in Kosten ausser Landes zu bringen und in den bekannten Steueroasen in privates Einkommen zu verwandeln.
Um diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben, gibt es nur eine Möglichkeit: die ersatzlose Streichung aller individuellen direkten und indirekten Steuern und die Steuererhebung an der Quelle der Arbeit im Unternehmen anzusetzen. Bereits jetzt sind die Unternehmen der Steuereintreiber für rund 60% aller Steuereinnahmen über die Lohnsteuer und die Umsatzsteuer. Wenn die Unternehmensbesteuerung auf der Basis von Gewinn und Umsatz vorgenommen würde und Lizenz- wie Zinszahlungen bzw. Ausschüttungen an verbundene Unternehmen ins Ausland nicht oder nur mit einem geringen Anteil angesetzt werden dürften (ist teilweise schon jetzt möglich), dann wäre dieser Sumpf sehr schnell trocken gelegt und alle, die eine Dividende beziehen, würden vor deren Bezug angemessen an der Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben beteiligt.
Für kleine Unternehmen, insbesondere die bisherigen Einzelunternehmer müsste dann selbstverständlich auch für den Eigentümer ein Gehalt eingeführt werden. Das böte diesen Unternehmer die Sicherheit, auch schwierige Zeiten besser überbrücken zu können und großen Unternehmen gegenüber nicht benachteiligt zu sein. Betrachtet man diese Menge der Kleinunternehmen, wird auch schnell klar, dass eine reine Umsatzbesteuerung nur den großen Konzernen zugute käme, weil es die kleinen Unternehmen und vor allem Neugründungen abwürgen würde.