Die neue Ordnung
Rudolf Diesel sah die damaligen Genossenschaften kritisch, weil sie nicht konsequent die Mitarbeiter als Genossen einbezogen und die sozialen Aspekte beachteten. Er schlägt ein System vor, in dem die Unternehmen (bei ihm Bienenstöcke) im Eigentum einer Volkskasse stehen, aber die Verfügungsgewalt, also der Besitz des Unternehmens bei den jeweiligen Mitarbeitern liegt.
Einen vergleichbaren Vorschlag macht Sahra Wagenknecht mit dem von ihr formulierten "Eigenbesitz" eines Unternehmens. Aber gibt es eine Unternehmensform, innerhalb derer auch ein solidaristischer Betrieb realsiert werden kann?
Es geht um das Prinzip, dass die, die arbeiten, auch das allererste Recht besitzen, das Wie, das Wohin und das Womit ihrer Arbeit und ihres Erfolgs zu bestimmen.
Dieses Prinzip ist der Kern echter liberaler Wirtschaftsführung, die sich an der Entscheidungsfreiheit der Betroffenen orientiert. In diesem Sinne sind alle Mitarbeiter eines Unternehmens Unternehmer und müssen sich dessen bewusst sein. Es ist das Gegenteil des falschen Begriffs "neoliberal", der weder ein neues noch gar ein freiheitliches Wirtschaftssystem meint, sondern die ungezügelte Macht des Stärkeren an die Stelle der Freiheit des Einzelnen setzt.
Wie lässt sich das umsetzen?
In Deutschland gibt es nur eine Unternehmensform, in der dies möglich ist: die Genossenschaft. In ihr besteht Möglichkeit jeden Mitarbeiter auch formal mit wenig Aufwand am eigenen Betrieb zu beteiligen, wobei die Stimmerechte nach Kopf und nicht nach eingebrachtem Geld zählen. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weitere Getaltungsmöglichkeiten über die Satzung, dieses Prinzip sinnvoll und dauerhaft in der Genossenschaft zu verankern und auch die finanzielle Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter unabhängig vom eingebrachten Kapital zu sichern.
Brauchen wir dafür eine Revolution? Nein, denn immer mehr Unternehmen können sich schrittweise in ihrer inneren Struktur an der neuen freiheitlichen Wirtschaftsordnung ausrichten. Das geht bei Unternehmensgründungen, bei Nachfolgeregelungen, aber auch im laufenden Betrieb, wenn Strukturreformen gefordert sind. Nur so können wir auch die Menschen mitnehmen und für das Ziel des Wohlstands für alle begeistern.
Dann lassen sich auch Gesetzesänderung im Sinne der Solidarität in Freiheit besser politisch umsetzen. Ein allererstes Ziel sollte eine völlig anderes Erbrecht sein, das das wirklich private Eigentum schont, aber die Zusammenballung unverdienter Macht verhindert. Wenn nämlich für vererbtes klassisches Firmeneigentum die Wahlmöglichkeit besteht, extrem hohe Erbschaftssteuern zu bezahlen (nicht aus der Firma, sondern umgelegt auf die künftige Rendite) oder das Vermögen in das Eigentum der Firma zu übertragen.