Der (verordnete?) Dornröschenschlaf solidarischen Denkens
Rudolf Diesels Werk wurde in nur rund 300 Exemplaren verkauft und bereits im auslaufenden Kaiserreich zwischen Kriegseuphorie der Herrschenden und Pfründeverwaltung der Beherrschten zermalmt. Diesel wurde vom Kaiserlichen Geheimdienst überwacht und das durchaus nicht nur wegen seiner technischen Begabung. Denn er hatte wenige Wochen vor seinem mysteriösen Tode auf der Überfahrt nach England mehrere hundert Ingenieure und Erfinder eingeladen, mit ihm seine sozialen Ideen und eine neue Form des Wirtschaftens zu diskutieren. Solche Ideen hätten das feudalkapitalistische Kaiserreich sicher schlimmer bedroht als die Forderungen von Sozialisten und Kommunisten nach sozialen Reformen und Reförmchen, ohne an der Grundstruktur wirtschaftlicher Herrschaft zu kratzen.
Hochaktuell: Statistik und Zahlen
Rudolf Diesel eruierte auf den Zahlen von 1895 die Einkommens-und Vermögensverteilung im Deutschen Reich. Das Fatale: die Situation ist heute fast identisch. Damals war im Deutschen Reich rund 1% der Gesamtbevölkerung im Besitz von 80-85% des nationalen Vermögens. Auch die Einkommensverteilung mit der Konzentration hoher und höchster Einkommen auf einen Prozentsatz von 3% der Bevölkerung, von denen nur 1,3% der Menschen ein Einkommen vom mehr als dem zehnfachen des durchnittlichen Arbeitseinkommens erhielten, hat sich praktisch nicht geändert.
Die Kurve rechts zeigt die Vermögensverteilung in Relation von Bevölkerungsanteilen am Gesamtvermögen. Diese Kurve stammt aus der Zeit der Blüte der sozialen Marktwirtschaft (1960-1970). Zu Zeiten Diesels wie heute ist diese Kurve ähnlich, allerdings hat heute wie 1895 fast 50% der Bevölkerung kein eigenes Vermögen. Nur die soziale Marktwirtschaft brachte eine geringe Verbesserung während der Sechziger Jahre, heute hat der "Neoliberalismus" der Mehrheit der Bevölkerung wieder das Vermögen geraubt.
Eigenes Erleben von wirtschaftlicher Unfreiheit
führte Rudolf Diesel zum Nachdenken über die Befreiung der wirtschaftlich tätigen Menschen vom Joch der Herrschaft des angesammelten Kapitals. Er stellte akribisch zusammen, was Menschen tatsächlich leisten und wo diese geschaffenen Werte hinfliessen.
Sein Credo aus seiner eigenen Erfahrung als genialer und hartnäckiger Erfinder wie abhängig Beschäftigter zeigt abseits ideologischer Kämpfe einen Weg auf, wie eine Gemeinschaft von Menschen, die zusammen arbeiten, den erwirtschafteten Erfolg gemeinsam und gerecht geniessen können. Das ist der Weg des Solidarismus, den Rudolf Diesel im gleichnamigen Buch 1903 beschrieb.